Behandlung und Nachsorge einer akuten SARS-CoV-2 Infektion
Dieser Text bietet eine Übersicht über mögliche Methoden zur Behandlung einer akuten SARS-CoV-2 Infektion. Die aufgeführten Maßnahmen basieren teilweise auf Studien und Erfahrungen, jedoch sollte jede/r Einzelne die Entscheidung treffen, welche der Vorschläge für ihn oder sie sinnvoll sind.
Paxlovid
Paxlovid® ist ein verschreibungspflichtiges antivirales Medikament zur Behandlung von COVID-19 und kostet etwa 1150 Euro pro Packung, die für eine 5-tägige Behandlung ausreicht. Paxlovid® wird aufgrund des hohen Regressrisikos fast nur noch von Privatärzten auf Privatrezept verschrieben.
Da Paxlovid® mit vielen anderen Medikamenten Wechselwirkungen zeigt, empfiehlt es sich, vor der Einnahme einen Wechselwirkungsrechner zu nutzen.
Auswahl von Studienlinks im Zusammenhang mit Long COVID:
- Lin et al. 2024 (retrospektive Kohortenstudie mit 39.923 Teilnehmern)
- Sharif-Askari et al. 2024 (retrospektive Kohortenstudie mit 672+6.648 Teilnehmern)
- Wang et al. 2024 (retrospektive Kohortenstudie mit 15.242+23.756 Teilnehmern)
- Durstenfeld et al. 2024 (beob. Kohortenstudie mit 233+1.378 Teilnehmern)
- Xie et al. 2023 (Kohortenstudie mit 35.717+281.793 Teilnehmern).
Metformin
Metformin® (ebenfalls verschreibungspflichtig) zeigte in Studien positive Effekte:
- Plowman et al. 2024 (Übersichtsstudie, narratives Review)
- Bramante et al. 2024 (in vivo mit 504+495 Teilnehmern)
- Wiernsperger et al. 2022 (Meta-Analyse)
Studien fanden auch einen Einfluss von Metformin® auf die Wahrscheinlichkeit, später Long COVID zu entwickeln:
- Han Chang et al. 2024 (Tierversuch)
- Johnson et al. 2024 (retrospektive Kohortenstudie)
- McCarthy 2023.
Das Medikament wurde in einer Studie (Bramante et al. 2023a, 999 Teilnehmer) in einer steigenden Dosis über 14 Tage eingenommen:
Tag 1: 1 x 500 mg / Tag 2–5: 500mg 1-0-1 / Tag 6-14: 500mg 1-0-2.
Manche Ärzt*innen (Einzelmeinung) empfehlen eine geringere Dosisangabe von 1-0-1, dazu gibt es jedoch keine Studie.
Mit der Einnahme sollte so früh wie möglich begonnen werden, möglichst innerhalb der ersten drei Tage nach Symptombeginn (Bramante et al. 2023b, 1074 Teilnehmer).
Die gleichzeitige Einnahme mit Paxlovid® ist normalerweise kein Problem, sollte aber mit einem Arzt individuell geklärt werden. Metformin® darf keinesfalls mit Alkohol kombiniert werden, da dies das Risiko einer Laktatazidose (einer gefährlichen Stoffwechselstörung) erhöht. Außerdem ist es für Personen mit Nierenfunktionsstörungen ungeeignet (See 2024, narrative Mini-Rezension).
Manche Ärzt*innen (Einzelmeinung ohne Studie) empfehlen das Dosierungsschema 1-0-1 bei guter Verträglichkeit für 2-3 Monate nach der Infektion beizubehalten oder (wenn jung und schlank) auf 1 x täglich zu reduzieren. Bei dieser längeren Anwendung besteht das Risiko eines B12-Mangels (Yang et al. 2019, Metastudie), der B12-Spiegel sollte kontrolliert werden. Diesen Test bieten manche Apotheken an, auch Heimtests sind verfügbar.
H1- und H2-Antihistaminika
H1-Antihistaminika der 2. und 3. Generation wie Desloratadin (rezeptfrei, 5 mg, Dosierung 1-0-1) können eine unterstützende Maßnahme sein (Yu et al. 2024 in vitro).
Weitere rezeptfreie H1-Antihistaminika wie Pollival® Nasenspray, Cetirizin oder andere Mittel sind ebenfalls Optionen.
Die H1-Antihistaminika der 1. Generation dagegen machen müde und überwinden die Blut-Hirn-Schranke. Dadurch könnte es einen neuroprotectiven Effekt geben. Ein Beispiel hierzu ist Hoggar® Night: Ein Heuschnupfenmittel der 1. Generation, das als Schlafmittel genutzt wird. Es sollte aufgrund einer Suchtgefahr nicht über einen längeren Zeitraum genutzt werden!
Eine Kombination von Antihistaminika der 1. und 2. Generation kann sinnvoll sein.
Verschreibungspflichtige H2-Blocker wie Cimetidin, Famotidin oder Ranitidin könnten ebenfalls hilfreich sein.
ASS 100 oder Nattokinase
Niedrigdosierte Acetylsalicylsäure (ASS 100) scheint einen positiven Effekt zu haben (z.B. Wijaya et al. 2021 Metaanalyse, Cacciapuoti et al. 2021). Es kann zur Blutverdünnung und zur Vorbeugung von Thrombosen täglich eine Tablette genommen werden. Es gibt auch einzelne Ärzte, die zur Nachsorge für drei bis vier Monate täglich eine Tablette empfehlen.
Achtung: Blutungsrisiko!
ASS 100 soll nicht mit anderen Blutverdünnern in Kombination angewendet werden.
Alternativ könnte Nattokinase, ein Enzym aus fermentierten Sojabohnen, als natürliche Option zur Blutverdünnung, zum Aufbrechen kleinerer Gerinnsel und anderen positiven Eigenschaften in Betracht gezogen werden (nur in vitro, positive Wirkung bisher nur im Laborexperiment: Tanikawa et al. 2022).
Achtung: Blutungsgefahr! Nattokinase nicht bei Sojaallergie nehmen und nicht mit anderen Blutverdünnern kombinieren!
Melatonin
Melatonin ist bekannt für seine schlaffördernden Eigenschaften und könnte ebenfalls in der Behandlung einer COVID-19-Infektion nützlich sein, um den Schlaf zu verbessern, möglicherweise das Immunsystem zu unterstützen und die Wahrscheinlichkeit von Long COVID zu verringern (Soto et al. 2024, Lempesis et al. 2024, Reiter et al. 2022).
Flavonoide
Pflanzliche Flavonoide, wie Quercetin, Rutin oder Fisetin wirken antioxidativ und entzündungshemmend.
Quercetin
- Ho et al. 2024 (verweist auf Computersimulationen (in silico) und in vitro / in vivo)
- Di Pierro et al. 2023 (in vivo n=50+50)
- zur Bioverfügbarkeit siehe Aghababaei & Hadid 2023
- zu Plasmaspiegeln über der Zeit in vivo siehe Diss. Wittig 2021, Seite 58ff (Einzelmeinung n=3).
Rutin
- Moezzi et al. 2022 (in silico / Computersimulation)
Fisetin
Es gibt nach unserem Kenntnisstand bisher keine klaren Studien zu Fisetin im Zusammenhang mit SARS-CoV-2, nur die Wirkungsweise legt einen möglicherweise positiven Effekt nahe.
- Pilotstudie, Abschluss vermutlich 09.2025, siehe auch Verdoorn et al. 2021.
- Nabizadeh et al. 2023 (in vitro)
- Wang et al. 2024 (Tierversuch)
- Überblick siehe Hassan et al. 2023
Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel
Obwohl uns zu Vitaminpräparaten und anderen Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin D, Vitamin B, Omega3, Taurin, Zink, Selen und Probiotika noch ausreichende Studien fehlen, könnten diese das Immunsystem unterstützen und eine Genesung fördern.
Studienauswahl:
Vitamin D: Amrein et al. 2020, Castillo et al. 2020, Bischoff-Ferrari et al. 2022, Yisak et al. 2020, Joliffe et al. 2021, Robert-Koch-Institut.
Nasensprays und Mundspüllösungen
Nasensprays, Mundspüllösungen und Lutschtabletten können helfen, die Viruslast im Rachenraum zu reduzieren (siehe Prävention). Auch eine Nasendusche kann hilfreich sein, um die Schleimhäute zu reinigen und zu pflegen.
Symptomatische Behandlung
Je nach den vorliegenden Symptomen können Hustenlöser wie ACC®, kortisonhaltige Sprays oder Soledum® zur Linderung von Atembeschwerden beitragen. Weitere symptomorientierte Maßnahmen können ergänzend hilfreich sein.
Ruhe und Erholung
Nach einer Infektion ist die Rekonvaleszenz mit ausreichend Ruhe und Erholung wichtig. Belastungen sollten nur langsam und allmählich gesteigert werden, um das Risiko von Long COVID u.a. zu verringern. Eine längere Sportpause ist angeraten. (siehe Ruhe, Erholung und Sport)
Freitesten
Sobald ein gut durchgeführter Schnelltest an zwei aufeinander folgenden Tagen negativ ist, besteht wahrscheinlich keine Ansteckungsgefahr mehr. Ein zusätzlicher Sicherheitspuffer von etwa 2 Tagen ist jedoch ratsam.
1 Kommentar zu „Behandlung“
Ausgezeichneter Artikel! Als Tipp habe ich dieses Schlafzyklus-Rechner Tool sehr nützlich gefunden https://mate.tools/de/schlafzyklus-rechner 🙂