PoC-NAT-Testgeräte
Man kann Tests mit ähnlicher Genauigkeit eines PCR Tests zuhause durchführen. Dazu kauft man sich ein kleines mobiles PoC-NAT-Testgerät, das Tests direkt am Einsatzort ermöglicht, zum Beispiel in Apotheken oder Arztpraxen, aber auch im eigenen Zuhause. „POC“ steht für „Point of Care“, was bedeutet, dass der Test dort ausgeführt wird, wo die Patienten sind, ohne Proben ins Labor schicken zu müssen. Das „NAT“ steht für „Nukleinsäure-Amplifikationstest“, eine Methode ähnlich dem PCR-Test. Es gibt verschiedene Testgeräte zur Auswahl. Das in Deutschland beliebteste Gerät ist Pluslife.
Pluslife-Testgerät
Für den Test entnimmt man eine Probe im Rachen oder der Nase mit einem Abstrichtupfer, ähnlich wie bei einem Schnelltest. Der Tupfer wird in ein Röhrchen mit Reagenzflüssigkeit getaucht. Diese Flüssigkeit wird in eine Testkarte eingefüllt. Die Testkarte wird in das Testgerät gesteckt und per Knopfdruck wird der Test gestartet. Die Lampen am Gerät zeigen das Ergebnis an.
Je nachdem, welche Testkarte man verwendet, kann man auf verschiedene Viren oder Bakterien testen oder auf eine Kombination. Es gibt z.B. Tests auf SARS-CoV-2, RSV, Streptokokken oder Influenza, sowie auch Kombitests. Influenza A würde z.B. auch bei Vogelgrippe anschlagen, da Vogelgrippe (H5Nx) eine Variante von Influenza A ist. Der Einfachheit halber gehen wir im Folgenden von einem Test auf SARS-CoV-2 aus.
Die Tests sind viel sensibler als die üblichen Schnelltests. Sie schlagen oft schon zwei Tage eher an. So kann man infizierte Personen erkennen, bevor sie infektiös sind und rechtzeitig isolieren und rechtzeitig entsprechend behandeln.
Sobald der Test die Kriterien für ein positives Testergebnis (=infiziert) erkannt hat, bricht der Test ab. Dies passiert frühestmöglich etwa nach 14 Minuten. Bei einem negativen Testergebnis (= es wurde keine Infektion erkannt) dagegen läuft der Test bis zum Ende durch, das sind etwa 35 Minuten.
Bei einem positiven Test auf SARS-CoV-2 kann man anhand der Laufzeit etwa auf den ct-Wert schließen. Je kürzer die Laufzeit, desto höher der ct-Wert, desto mehr Virusmaterial wurde gefunden.
Genauigkeit
Im Gegensatz zu Schnelltests, die Pathogene direkt nachweisen, nutzen Pluslife-Tests eine Vervielfältigung des genetischen Materials, was Infektionen oft früher erkennen lässt – teilweise schon vor einer ansteckenden Viruslast.
Der Hersteller gibt für den Pluslife-Test eine Nachweisgrenze (Limit Of Detection) von 400 Kopien/mL an. Diese Wert ist vergleichbar mit Labor-PCR-Tests, welche je nach Qualität eine Empfindlichkeit von 50-1000 Kopien/mL erkennen können.
Zum Vergleich: Ein Schnelltest benötigt 1-10 Millionen Kopien/mL, um das Virus zu erkennen – ein enormer Unterschied.
Pooltests
Pooltests ermöglichen es, mehrere Personen gleichzeitig zu testen, indem Abstrichproben von allen entnommen und gemeinsam (oder direkt hintereinander) in die Reagenzflüssigkeit getaucht werden. Bei Pooltests sollte man darauf achten, nicht zu viel Probenmaterial zu erwischen. Daher wird empfohlen, maximal 4 Personen in einem Pool zu testen und lieber auf Nasenabstriche zu verzichten. Ansonsten steigt das Risiko für ungültiger Ergebnisse.
Zusätzliche Abstrichtupfer sind im Handel erhältlich. Es gibt dann ein Ergebnis für alle: Der Pool ist negativ, positiv oder ungültig.
Es sollte möglichst schon im Voraus ein Plan erstellt werden, wie man mit einem positivem Testergebnis umgehen würde: Werden die Personen isoliert, wird Maske getragen und wie wird der Pool aufgelöst. Man könnte auch normale Schnelltest als Vortest nutzen oder kleinere Pools in Betracht ziehen bevor jeder einzeln mit dem Pluslife-Testgerät nachgetestet wird.
Abstrichqualität
Es sind sowohl Nasen- als auch Rachenabstriche möglich, als auch kombinierte Abstriche. Für eine maximale Genauigkeit sollte man im Rachen und in der Nase abstreichen. Wobei bei einem Nasenabstrich darauf zu achten ist, dass wenig bis kein Nasenschnodder mitgenommen wird, da das das optische Messverfahren beeinträchtigen kann. Die Lösung darf nicht zu milchig werden.
Generell scheinen Rachenabstriche bei den neueren Varianten und am Anfang einer Infektion geeigneter. Tests damit schlagen früher an.
Je besser der Abstrich, umso besser ist die Qualität des Ergebnisses.
Ein sehr guter Zeitpunkt zum Abstreichen ist direkt nach dem Aufstehen. Man sollte 30-60 Minuten zuvor nichts gegessen oder getrunken haben, um Kontaminationen zu vermeiden. Insbesondere gilt dies für säurehaltige Lebensmittel, wie z.B. Cola oder O-Saft. Möglich wäre z.B. erst ein Abstrich in der Nase, dann im Rachen, an der Wangeninnenseite und unter der Zunge oder auch in anderer Reihenfolge.
Bei Pooltest sollte man ebenfalls darauf achten, nicht zu viel Probenmaterial zu erwischen. Ansonsten könnten ungültige Ergebnisse entstehen. Daher sollte bei Pooltests eher kein Nasenabstrich genutzt werden.
Die Tests sind so sensibel, dass auch ein Test mit einem schlechten Abstrich Aussagekraft besitzt, und hier eher auf die Kooperationsbereit Rücksicht genommen werden kann.
Pluslifeanalyser von virus.sucks
Man kann zusätzlich das Testgerät mit einem Handy, Notebook oder einem anderen Gerät verbinden und den Test über eine Webanwendung, den Pluslifeanalyser, steuern. Durch die Webanwendung wird der Test graphisch ausgewertet und angezeigt und dadurch erhält man noch genauere Ergebnisse:
Negatives Testergebnis
Die grüne Kontrolllampe am Pluslife-Testgerät leuchtet, es wurde keine Infektion festgestellt.
Die graphische Auswertung im Pluslifeanalyser könnte wie folgt aussehen:
Der Test ist in diesem Fall „glatt“ negativ. Die grüne Kurve „Kanal 4“ ist als einzige angestiegen und zeigt damit an, dass es sich bei der Probe um menschliches Material handelt. Dies ist die Kontrollkurve, sie muss ansteigen.
Positives Testergebnis
Die rote Kontrolllampe am Pluslife-Testgerät leuchtet, es wurde eine Infektion festgestellt.
Die graphische Auswertung im Pluslifeanalyser könnte wie folgt aussehen:
Die grüne Kurve „Kanal 4“ verläuft ähnlich. Auch alle anderen Kurven steigen an, da in den entsprechenden Kammern der Testkarte Virusmaterial erkannt wurde. In diesem Fall bricht der Test nach schon 15 Minuten ab, da zu diesem Zeitpunkt das positives Ergebnis bereits eindeutig ist. Der Test zeigt frühestens ab Minute 14 ein positives Ergebnis an. Alle in einer Studie analysierten SARS-CoV-2-Varianten bis XBB wurden vom Pluslife-Gerät erkannt (Herrmann et al. 2024). Für die Erkennung von JN.1 gibt es anekdotische Evidenz.
Gerätekompatibilität
Die Webanwendung funktioniert auf fast jedem Gerät mit einem Edge- oder Chrome-Browser. Das Gerät wird dann per Bluetooth oder USB-C Kabel mit dem Pluslife-Testgerät verbunden und der Test wird über die Webanwendung gestartet. Auf Smartphones funktioniert die Verbindung nur per Bluetooth und unter iOS wird der Bluefy-Browser benötigt.
Im Pluslifeanalyser werden wesentlich mehr Informationen zum Testverlauf angezeigt, als lediglich durch die LEDs am Pluslife-Testgerät möglich sind. So haben für geschulte Anwender*Innen die Tests wesentlich mehr Aussagekraft. Man kann in der grafischen Auswertung u.a. auch schon eine beginnende Infektion erkennen bevor das Gesamttestergebnis positiv ist.
Bei Testkits außerhalb von SARS-CoV-2 ist sogar eine Auswertung per Webanwendung zwingend.
Stromschwankungen
Wenn die Graphen im Pluslifeanalyser viele Schwankungen aufweisen, liegt dies oft an einer nicht gleichmäßigen Stromversorgung. Dieses Problem lässt sich durch den Einsatz einer Powerbank statt des mitgelieferten Netzteils beheben.
Luftblasen
Das Verfahren ist sehr genau und falsch positive Ergebnisse sind sehr selten. Sie lassen sich in der Regel auf Stromschwankungen, Verunreinigungen oder Luftblasen in der Testkarte zurück führen. Luftblasen können einen sprunghaften Anstieg des Signals verursachen und sind bei Nutzung der App von virus.sucks leicht zu erkennen.
Tipps zum Verhindern von Luftblasen:
1. Flüssigkeit am Rand des Röhrchen einlaufen lassen.
2. Deckel aufschrauben, kurz warten.
3. Dann erst Deckel drücken, wieder warten. Jeweils ca. 10-20 Sekunden.
4. Dann Karte drehen/schwenken, nicht schütteln!
Freitesten
Aufgrund der hohen Empfindlichkeit eignet sich ein Pluslife-Test nur bedingt gut zum frei testen. Oft detektiert er noch lange nach einer Infektion Virusreste, die eventuell schon gar nicht mehr ansteckend sind.
Best Practice
Es gibt keine endgültigen Studien dazu, wie lange ein negatives Testergebnis gültig ist. Dies sollte auch abhängig von der eigenen Risikoabwägung und der Wahrscheinlichkeit einer Infektion betrachtet werden.
Viele Anwender berichten, dass Zeitintervalle von 12 bis maximal 24 Stunden erfolgreich halfen, Ansteckungen zu vermeiden. Einige vertrauen in Verbindung mit einer Auswertung in der App auch auf einen längeren Zeitintervall von bis zu 48 Stunden, abhängig vom Kurvenlauf, der Abstrichqualität, der Poolgröße, eventuellen Symptomen und einer individuellen Risikoabwägung.
Ein negativer Test deutet stark darauf hin, das die Person zum Testzeitpunkt nicht ansteckend war. Innerhalb der Inkubationszeit nach einem Kontakt kann das jedoch variieren, daher sollte der Test regelmäßig wiederholt werden.
Viele testen regelmäßig je nach Risikoeinschätzung und Gegebenheiten. Es ist ein Weg, wie Personen, die im Alltag ein unterschiedliches Risiko eingehen, in einem Haushalt gut zusammen leben können ohne andere Personen zu infizieren.
Kosten
Das Gerät kostet etwa 300 Euro z.B. bei Altruan.
Die Testkarten sind je nach Testart und Rabatt unterschiedlich teuer.
Ein 10er Testkit auf SARS-CoV-2 kostet aktuell bei Altruan 77,35 Euro.
Es dürfen nur Nylon-beflockte Stäbchen benutzt werden, da sich andere Materialien auflösen können und dann das optische Messverfahren einschränken. Zusätzliche Abstrichtupfer gibt es z.B. von
- Praxisdienst: Swabs regular oder Swabs mini
- Altruan: Nasal Swabs
Quellen
- Bedienungsanleitung von Praxisdienst
- Webanwendung: Pluslifeanalyser von Virus.sucks
- Beschreibung und FAQ zum Pluslifeanalyser
- Sehr guter Podcast von den Endemierebellen zum Thema mit vielen praktischen Tipps.
- Video des Herstellers Youtube-Video